Man muss wissen, dass Fields Of The Nephilim vor 15 Jahren die Götter des Goths waren. Wo The Cure mit
dem Mainstream anbandelten, The Mission plötzlich Fiddles erklingen ließen und andere Bands im totalen
Klischee ertranken, beschmissen sich Fields Of The Nephilim auf der Bühne mit Mehl und spielten dazu
eine so düster-hymnische Musik, dass Beklemmung hörbar war. Die Fraktion der Zwei-Schritte-vor-zwei
zurück-Tänzer kürte den debilen Grummler Carl McCoy zur Ikone, und mit der Platte “Elizium” gelang der
Band das Meisterwerk eines gerne belächelten Genres. Danach verloren sich Fields Of The Nephilim im
Nebel. Es gab halbgare Projekte und schwache Reunions mit halber Besetzung. Und jetzt gibt es “Mourning
Sun”, einen neuen Versuch. Alles soll so sein wie früher, und wenn das Intro “Shroud” erklingt, möchte
man für einen Moment an die alte Magie glauben. Doch herrje, damit wird nichts. Der entscheidende
Faktor: Fields Of The Nephilim waren früher eine echte Band. Die Songs klangen organisch, hatten
Dynamiken und sogar einen – wenn auch definitiv unterirdischen – Groove. Das hier stampft. Klinisch
tot. Vielleicht gewollt, auf jeden Fall so animierend und gefühlsecht wie ein Pay-TV-Porno im
Zwei-Sterne-Hotel. Oben drauf raunzt McCoy, so laut, dass man glauben muss, der Mann hat ein
Egoproblem. Es gibt Stellen, da verschlingen seine Silben den kompletten Sound. Ein Mischdisaster der
übelsten Sorte. Einige unverbesserliche Nostalgiker werden sagen, dass ist halt der alte McCoy, der
Oberpriester, der darf das. Wer aber wirklich dabei war, damals, bei den Mehlschlachten, der backt
heute lieber Brot und lässt diese Platte links liegen.
weitere Platten
One More Nightmare
VÖ: 26.06.2000