Denn mit Colonel Blood veröffentlichen Fighting With Wire ein schnörkelloses, überaus solides Rockalbum, das seine Wurzeln irgendwo zwischen den 90ern und den ersten Jahren nach der Jahrtausendwende hat. Erase You und Didnt Wanna Come Back Home erinnern an Samiam zu Astray-Tagen, den Song Dead Memory könnten Fighting With Wire nach ein paar Stunden mit Millencolin und Home From Home in der Anlage geschrieben haben. Graduate hingegen klingt angenehm grungig. Da kratzt und zerrt es mit seinem stoischen Rhythmus, nur um im Refrain zu explodieren. Und das beherrschen Fighting With Wire sowieso. Den musikalischen Weg zum Kurzzeitgedächtnis des Hörers, der gut 75 Prozent der Refrains auf Colonel Blood nach dem ersten Hördurchlauf mitsingen oder auf jeden Fall -summen kann. All die hier gegebenen Referenzen sollen nicht bedeuten, dass Fighting With Wire auf ihrem zweiten Album einfach nur abkupfern und sich per Copy and Paste an der Musikgeschichte bedienen. Vor allem der Midtempo-Albumcloser Run For Cover bringt das Ding selbstsicher und eigenständig nach Hause. Colonel Blood ist also ein spaßiges, modernes Alternative-Album, das auch den Blick in die Vergangenheit wagt. Außerdem zeigt es im Vergleich zum vier Jahre alten Debüt der Iren eine Weiterentwicklung und Verbesserung, die hoffen lassen, dass das Ende der Fahnenstange hier noch nicht erreicht ist. Schade nur, dass Colonel Blood erst Ende September erscheint. Der deutschen Festivalsaison 2012 hätte es gut getan, Fighting With Wire auf ihren Bühnen stehen zu haben.