Die große Kunst liegt in der Minimalisierung der Mittel. Mit wenigen Worten viel sagen, das können nur die, die wirklich was können. Die Weisesten der Weisen im alten Japan zum Beispiel schrieben keine dicken Bücher, sondern Haikus genannte Verse wie diesen: “Der alte Teich. Ein Frosch springt hinein, vom Wasser ein Geräusch” (Basho, 17. Jhd.). Da kann man jetzt nichts drin erkennen oder die ganze Welt. Das ist Kunst, die dich einlädt, doch bedienen tut sie dich nicht. Fink aus Hamburg haben sich diesem Zustand auf ihrem fünften Album weiter genähert: Alles ist weniger. Auf dem wie in Öl gemalten Vorgänger “Fink” schwelgten sie wortreich in schwerer amerikanischer Folklore. Steppenstaubige Seemannslieder waren das und wieder was, was vorher so noch nicht zu hören war. Die “Haiku Ambulanz” geht weiter und wirkt wie ein Destillat dessen, was diese Band ausmacht. Es sind rhythmische Lieder, die – mit Gitarre, Bass, Banjo, Pedal Steel, Geige und Trompete instrumentiert – wirken wie kantige Karikaturen einer schiefen Welt. Sänger Nils Koppruch singt im ersten Lied “Fliegen” nur: “Die Fliegen kreisen um den Lampenschirm/ Sonst passiert hier eigentlich weiter nichts/ Nur manchmal landet eine auf dem Küchentisch.” Dazu kann man prima tanzen, weil das Stück auf einem elektrischen Rock-Riff basiert und zum Ende hin ein Saxophon hyperventiliert. Zudem sorgt der spielerische und kaum hörbare Einsatz von repetitiven Loops dafür, dass fast alle der 13 neuen Stücke swingen, grooven und in fremden Farben schillern. Wer hier noch von Country spricht, spricht besser gar nicht mehr. Und ob Koppruch vom Regen singt, vom Ende einer Party oder der Einen – zwischen seinen klaren Worten warten kleine Welten, wenn man will.
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