Im neunten Song des neuen Albums von Fiona Apple liegt der Hund begraben. “Please, please, please/ No more melodies” singt sie ganz beiläufig und hat sich später wahrscheinlich noch gewundert, dass man es bei ihrer Plattenfirma sogleich mit der Angst zu tun bekam. Zwei Jahre lang sperrte Sony die gemeingefährliche dritte Platte der New Yorkerin im Giftschrank weg, konnte trotzdem nicht verhindern, dass “Extraordinary Machine” ins Netz gelangte und ließ sich nun doch dazu breitschlagen, das Album offiziell herauszubringen. Vorher nahm sich Apple die ursprünglich von Jon Brion produzierte LP jedoch abermals zur Brust, brachte in Ordnung, was ihr an der Urfassung nicht mehr gefiel und hatte am Ende schließlich zwölf Songs beisammen, die wirklich nach allem klingen – nur nicht nach den turbulenten Bedingungen, unter denen sie entstanden sind. Schon das Titelstück hört sich an wie auf der Pirsch, trotzig und tapsig zwischen Kontrabass, Oboe, Horn und Varieté-Musik. Danach drängen zwar doch alte Apple-Trademarks – die pechschwarze Stimme, angriffslustig wirbelnde Klavierakkorde – in den Vordergrund, aber “Extraordinary Machine” ist trotzdem immer mindestens einen Schlenker von herkömmlicher Singer/Songwriter-Musik entfernt. Verwischte Beats und eifrige Free-Jazz-Trompeter haben hier mehr zu sagen als einfache Gitarren. Und die ausgesprochen selbstsicheren, unmissverständlichen Texte stellen sich dem großen Thema des Albums (Beziehungen in allen erdenklichen Formen und Zuständen) ganz ohne Selbstmitleid oder Resignation. “Be kind to me/ Or treat me mean/ I’ll make the most of it/ I’m an extraordinary machine.” Wenn Fiona Apple das singt, hören sich alle anderen Musiker für einen Moment lang gleich an.
weitere Platten
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