Firewalkwithme
The Eternal Black Rainbow
Text: Martin Burger
Beim Erstkontakt mit “The Eternal Black Rainbow” vermutet man zunächst, dass die notorischen Märchenerzähler um Conrad Keely unter Scheinidentität ihre zweite Back-to-the-roots-Platte nach “Lost Songs” aufgenommen haben. Ein naheliegender Gedanke, denn das Albumcover stammt tatsächlich aus Keelys Feder, und Firewalkwithme-Sänger Ricardo Mendez, ehemals Gitarrentechniker für Trail Of Dead, hat fast dieselbe Stimmfarbe wie deren Vordenker. Und dann die Songs: roh, unvermittelt, bisweilen teuflisch gut auf den finalen Rauschzustand hingeschrieben – aber eben auch abgeguckt im Freundeskreis. Soll man den Songtitel “A Tired God Looks On” nun vorbehaltlos akzeptieren oder tauft man ihn gleich um in “It Was There That I Saw You, Part 2”? Wie sehr lässt man sich vom gewaltigen “Song About Death” einnehmen, wenn Mendez unumwunden zugibt, dass “A Perfect Teenhood” ihn maßgeblich inspirierte? Andererseits: Kann man “The Eternal Black Rainbow”, dieses kraftmeiernde und doch alles andere als stumpfe Debütalbum, überhaupt einen Abklatsch nennen, wo doch mit Reece einer der Kopierten direkt beteiligt ist, ja die Kopierten höchstselbst – kein Scherz – beim Release-Konzert Vorband waren? Letztlich Gewissensfragen. Erhält Qualität den Vorzug vor Originalität, hört man Songs, für die andere ihre Seele verkaufen würden. Umgekehrt denkt man in allen Phasen des Albums, insbesondere in den zahlreichen überwältigenden, an Trail Of Dead und fragt sich, wo Anlehnung aufhört und Nachahmung beginnt.