Ihre großartige Stimme war für Welch bisher Wunderwaffe und Hemmschuh zugleich. Ihre beachtliche Versatilität kann Staunen machen, wenn man die nötige Konzentration mitbringt und den Sprung in eine Musik schafft, die zumindest auf der Insel Fans und Feuilleton mitreißt. Andererseits kann man sich genauso gut von so viel Stimmakrobatik überfordert fühlen, die einen manchmal ungut an Whitney Houstons Oktavenklimmzüge erinnert. Oder erinnerte. Denn auf “How Big, How Blue, How Beautiful” setzt Welch die Möglichkeiten ihrer Stimme so homöopathisch wie nie zuvor ein, was deren Reichweite beträchtlich erhöht. “Caught” streift den samtenen Handschuh über die eiserne Faust und baut eine kraftvolle Ballade um eine feine Melodie. “Queen Of Peace” geht ähnlich muskulös zu Werke, lässt sich glücklicherweise aber auch von Amateuren mitsingen. Dem gegenüber stehen Songs wie “Third Eye”, die sich gerne in jenen Frequenzen abspielen, mit denen Hunde geweckt und häusliche Wutanfälle übertönt werden können. Die Produktion greift dieser dynamischen Fallhöhe ebenfalls unter die Arme: Mal ist die Musik angenehm zurückhaltend umrandet, mal hört es sich an, als springe aus der Orchestertorte eine Frau mit einer noch größeren Orchestertorte. Es gibt Stücke, bei denen mehr als 30 Musiker mitwirken, und die hinter Welch trotzdem dem Horizont entgegenschrumpfen. Das alles per Radio zu vermitteln ist nach wie vor beeindruckend.
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