Foals
Everything Not Saved Will Be Lost Part 2
Text: Florian Schneider
Der Weg der Foals führt zurück ins Meer, als Symbol für Anfang und Ende des Seins. Ein Bild, das angesichts steigender Meeresspiegel noch stimmiger ist. “Neptune”, der letzte Song ihres Doppelalbums “Everything Not Saved Will Be Lost”, fokussiert aber zugleich etwas, das einen Europäer wie Yannis Philippakis beschäftigen muss. In der Biografie des griechisch-englischen Frontmanns verschränken sich die Probleme, die Europa auseinanderreißen könnten: Brexit und Flüchtlingskrise. Musikalisch ist es der ungewöhnlichste Song, den Foals bislang geschrieben haben. Mehr als zehn Minuten lang hört sich der lose Jam im Mittelteil an, als stünde man am Meer, um die salzige Luft einzusaugen. Er zeigt die Meisterschaft dieser Band, Arrangements zu entwerfen, für die die meisten Post-Rock-Bands töten würden.
“Neptune” ist noch aus einem weiteren Grund wichtig, weist er doch in die Zukunft. Wenn “Everything Not Saved Will Be Lost Pt. 2” ein Problem hat, dann, dass Foals ihren Sound darauf perfektioniert haben. Die 40 Minuten vergehen wie im Flug, das Album ist kompakt und atmosphärisch dicht. War der erste Teil noch tanzbar und von Experimenten mit Synthesizern und Beats geprägt, beschränkt sich der zweite auf die Möglichkeiten, die Gitarre, Bass, Keyboards und Schlagzeug bieten. Wieder sind es zehn Songs, eingeklammert vom Intro und dem persönlichsten Song am Ende, nur nimmt der zweite Teil direkt Bezug auf das niederschmetternde Ende mit “Im Done With The World (And Its Done With Me)” beim letzten Mal und schickt mit “The Runner” Hoffnung ins Rennen. In dem Song verlassen sich Foals zum ersten Mal auf dieser Platte auf das Wechselspiel zwischen düsterer Strophe und gleißendem Refrain. In “Wash Off” treiben typische Foals-Gitarren den Song wie ein Motor an, während Bass und Schlagzeug geradlinig bleiben. “Black Bull” zeigt die harte Seit der Band, so aufgekratzt hat Philippakis bislang noch nie gesungen. Der Song macht Platz für “Like Lightning”. Foals sind hier voll in ihrer Komfortzone – und damit unschlagbar. “Dreaming Of” zeigt, wie meisterhaft sie mit Schichten umgehen. Das Stück wird immer breiter und größer, während der Gesang wie ein Kanon arrangiert ist.
So könnten sie ewig weitermachen – aber das Album hat ja noch eine B-Seite. Die beginnt mit dem Interlude “Ikaria”, bevor Philippakis sich in “10.000 Feet” den Ikarus-Mythos vornimmt, der aktueller denn je ist. Der Song setzt erst Bass und Schlagzeug prominent in den Mix, während Gesang und Gitarre im Hintergrund bleiben, bevor der Refrain das Bild umdreht. “Into The Surf” drosselt das Tempo weiter, lässt die Gitarren so ätherisch wie Geigen klingen und bringt ein Glockenspiel in den Mix, bevor sich ein perfektes Indierockalbum in den Fluten von “Neptune” auflöst.
weitere Platten
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