Wobei man sich das ja zunächst gut vorstellen kann, wie befreiend es gewesen sein muss, einen Song wie “Spanish Sahara” zu schreiben. Also, nach einem Debüt wie “Antidotes”, das jeden Ton, jede Bassdrum, jede Hi-Hat auf dem Reißbrett geplant zu haben schien, faszinierend berechnend, mitreißend und gnadenlos streng in der Ausführung. Zwar klang zwischen den Zeilen immer wieder die Zuneigung zum Postrock durch, aber Foals wollten sich da offenbar noch nicht zu sehr drum kümmern. Und jetzt ein Album wie “Total Life Forever” und eine Vorabsingle, die den Hörer beinah sieben Minuten um den Finger wickelt, sich Zeit nimmt, Spannung aufbaut und es letztendlich sogar schafft, diese in einem Höhepunkt zu entladen, der ganz ohne Finalcharakter aus dem Sessel reißt. Noch zwei weitere Songs durchbrechen die Sechs-Minuten-Grenze, gefallen sich in ihrem neuen Ausdruck mindestens ebenso gut wie “Spanish Sahara”. Das Tempo ist überhaupt merklich gedrosselt. Was wohlgemerkt nicht heißt, Foals hätten ihre dringliche Tanzbarkeit eingebüßt. Das körperlich Zwingende von “Antidotes” glaubhaft in ein breiteres Klangkostüm aus zurückhaltenden Gitarren, weichen Synthieflächen und abgeklärten Drums zu retten, soll ihnen erst mal jemand nachmachen. Denn auch wenn man zu “Total Life Forever” nicht halb so viele Drinks verschütten wird wie zu Cassius oder Hummer, wird es doch die schüchternen Eckensteher ins Licht zerren. Dass es einen nicht mitreißt, ist nämlich so gut wie ausgeschlossen.
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