In den letzten Jahren war es eher still um Foetus. Wer das Multitalent alias Jim JG Thirlwell allerdings abgeschrieben hat, dürfte überrascht sein. In den 80ern prägte er mit Sonic Youth, Lydia Lunch oder Pussy Galore die New Yorker Destruktionsszene mit höchst eigenwilliger und bombastischer Noise-Fräserei. Jene Altmanierlichkeit überschattet auch “Quick Fix”, den ersten Song des Albums. Beim zweiten, “Cirrhosis Of The Heart”, glaubt man sich aber schon in einem anderen Film. Bläser, Swing und Freejazz rollen Richtung Tanzgala, als wolle Harald Juhnke die Showtreppe heruntertorkeln. Dann wieder swingnrollt es wie in Sinatra- oder Elvis-Filmen, doch anstatt dass die einsetzenden Bläser oder Streicher den Sound tragen, verkloppen sie die Melodie gelegentlich. Oder Foetus mimt den Blueswolf, gepaart mit Blasinstrumenten und Industrial (“Someone Who Cares”). Als Multiinstrumentalist – nahezu alles hat er selbst komponiert und eingespielt – lässt er eine Armada von Tönen, Rhythmen und Soundmalereien aufmarschieren: neben den üblichen Verdächtigen auch piepsige Orgeln, Orientalisches, Samba, Percussion, Psychobilly… 13 Minuten “Kreibabe” beenden schließlich das Feuerwerk. Ein Wirrwarr, und natürlich doch strukturiert, wie eigentlich alles auf der Platte. Ziemlich ungehörig.