Es ist so eine Sache mir der neuen Folk Implosion. Will man Lou Barlow den scheinbar rockenden Happy-Man abnehmen, vielleicht sogar gönnen? Dann ist dieses Album ein Knaller. Will man aber den weinerlichen, zeternden, mit sich und der Welt hadernden Barlow, den, der sich schon mal im Ton vergreift, dann ist “The New Folk Implosion” fast ein bisschen enttäuschend. Nach dem Weggang des launisch-knarzenden John Davis scheint auch Barlow einen anderen Zugang zur Musik gesucht zu haben. Der erste Song, “Fuse”, ist fast ein richtiges Rockstück – ‘guitar-driven’ würde man sagen, gar nicht mehr Indie. So wie es beim ersten Hören klingt, könnte es sicher gut im Luftgitarrenwettbewerb zu gebrauchen sein. Aber wer will schon den schluffigen Barlow Luftgitarre spielen sehen? Ganz anders dagegen klingt “Pearl”, ein herzerweichendes, akustisches Folkstück, oder “End Of Henley” und “Coral”, die so Lo-Fi sind, dass sie fast als Sebadoh-Songs durchgehen würden. Dieses stilistische Beinahe-Durcheinander, das Gezerre zwischen treibenden Beats, King Crimson-ähnlichen Stücken und schrägen Klängen, lenkt zwar ein bisschen ab. Lässt man sich aber auf “The New Folk Implosion” ein, stellt man irgendwann fest, dass Barlow noch immer die besten Lamenti schreibt. Man muss nur genau zuhören, dem Album eine Chance geben und durchhalten. Es lohnt sich.