Tschüss, Ollie Gibbons – tschüss, Screamo! Ist der Sänger erst mal über Bord gegangen, kann man auch gleich das Ruder rumreißen, fanden die Briten Fony. Der neue Mann heißt Fraser McGuiness. Er bringt nur eine Allerweltsstimme, aber einen musikalischen Richtungswechsel mit sich. Der Weg führt raus aus der Bresche zwischen Glassjaw und Finch, die sich Fony mit ihrem zweiten Album Circles (2003) geschlagen hatten, und rein in großzügig abgesteckte Soundlandschaften. In Mercy After Fiction steckt soviel Fugazi wie Samiam – und etwas mehr Oceansize. Mal drücken Fony gewaltig und zeigen Zähne, im nächsten Moment packen sie ihre melancholischen Melodien in Watte. Mercy After Fiction starrt vor Gegensätzen, Dynamik und Details. Fony pendeln zwischen laut, moderat und leise, zwischen gehaucht, gesungen und gebrüllt. Die Briten sträuben sich beharrlich gegen jede Rubrizierung. Sie bocken und brechen immer wieder aus. Schade, dass bei all dem atmosphärischen Hin und Her und wieder Hin nichts hängen bleibt. Fony klingen nie so aufwieglerisch wie Fugazi, so ansteckend wie Samiam. Mit ihrem begabteren Ex-Sänger ist Fony die aufschäumende Passion entwichen. Zurück bleibt ein mediokres, oft stilles Wasser.
weitere Platten
Circles
VÖ: 03.11.2003