Foo Fighters
Sonic Highways
Ein letzes Aufbäumen vor dem Ende oder der Auftakt zur Form ihres Lebens? Erst an “Sonic Highways” zeigt sich nun, wie das letzte und für manche beste Foo-Fighters-Album “Wasting Light” (2011) zu werten ist. Der konzeptuelle Überbau, die Ortswechsel und Gastmusiker, die Fernsehserie und allgemeine Grohl‘sche Großartigkeit: Alles schön und gut und doch nichts wert, wenn die Musik es nicht trägt. Wenn “Sonic Highways” den Rückfall in den Altherrenrock bedeutet, von dem sich die Foo Fighters mit ihrer Garagenplatte “Wasting Light” so hart und herzlich losgerissen hatten, nach Hillbilly, Tom Petty-Balladen und stoischen Blues-Jams auf offener Bühne. Wenn nach dem großen Knall nur Schall und Rauch bleibt. Bleiben würde. Geblieben wäre.
Denn “Sonic Highways” ist all das geworden, was man sich erhofft hatte. Ein Album, das die Foo Fighters als eine der größten Rockbands ihrer Zeit auf dem kreativen Peak dokumentiert. Ein Album, das für die erste Reihe im Punkclub ebenso gut funktioniert wie für den hintersten Stadionrang. Ein Album, auf dem sich Pioniergeist und die Souveränität einer 20 Jahre alten Band ergänzen. Ein Album von Fans für Fans. Aber vor allem: ein Album. “Sonic Highways” ist ein einziger Appell, eine Liebeserklärung an diese Kunstform. Das fängt im großen an, wenn Grohl den Plan fasst, jeden der acht Songs in einer anderen Stadt aufzunehmen, und es reicht bis ins Detail, wenn das vierte Stück, die Mini-Sinfonie “What Did I Do?/God As My Witness”, Foo-Fighters-untypisch ausfadet – weil hier ein natürlicher Einschnitt auf der Platte erfolgt: Die erste Seite ist zu Ende. So denkt Dave Grohl. In Alben, in Vinyl, in einer Dramaturgie, mit der sich der Held vor seinen eigenen Helden verneigt. Manche davon sitzen ihm in Fleisch und Blut gegenüber, Rick Nielsen von Cheap Trick etwa, den er für den Haken schlagenden Opener “Something From Nothing” an die Funkrock-Gitarre lässt.
An anderen Stellen lässt sich Grohl nicht so leicht in die Karten schauen, wer ihm Pate stand: “Congregation” gibt sich zunächst als eine dieser euphorischen Foo-Fighters-Hymnen, leistet sich dann aber einen echten 70s-Prog-Moment mit Emerson Lake And Palmer-artiger Orgel. Noch weiter zurück in die Vergangenheit zitiert sich das erwähnte “What Did I Do?/God As My Witness”: Dessen “Strawberry Fields”-Mellotron löst den Southern-Rock-Groove ab, bildet aber wiederum nur eine Zwischenstufe auf dem Weg zum triumphalen Queen-Finale, bevor sich “Outside” seine trockene Produktionsästhetik aus dem Postpunk der 80er Jahre holt – was Grohl selbstverständlich nicht von einem Jimmy Page-Gedächtnissolo abhält. Auf dem Papier klingt das nach einem schwindelerregenden Crossover durch die Rockgeschichte, auf Platte jedoch nach keinem so sehr wie nach den Foo Fighters. “Sonic Highways” ist nicht das Album, das das hitgespickte “Wasting Light” toppen soll. Es beginnt und endet ganz woanders. Trotzdem ist die Botschaft hinter den Platten dieselbe: Die Foo Fighters haben alle Freiheiten, und sie holen alles heraus.
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