For Reasons Of State
On A Bus Leaving Tirana
Text: Flo Hayler
Im Vergleich dazu sind die 3.000 Kilometer vom albanischen Tirana ins schwedische Stockholm eine ordentliche Distanz, die Reisezeit mit dem Bus beträgt rund zwei Tage. Mit einer Laufzeit von knapp 30 Minuten könnte man das zweite Album von For Reasons Of State also rund 96 Mal hören, vorausgesetzt, der Akku des iPods spielt mit und man ist mit einem Toleranzlevel von Dalai-Lama-Dimensionen ausgestattet. Denn egal, wie oft man “On A Bus Leaving Tirana” auflegt, das Album will einfach nicht hängenbleiben. Zu zerfasert ist das Strickmuster der zehn Stücke, zu untight ist die Band, zu egal sind die Texte, zu schwach sind Refrains und Stimme, zu dünn sind die Gitarren und eigentlich auch sonst alles. Wer auch immer dieses mit Wohlwollen im Dunstkreis von Punk und RocknRoll anzusiedelnde Album durchgewunken hat, versteht es entweder als Kunst oder findet es cool, Amateure auch wie Amateure klingen zu lassen. Dass einige der 65 Facebook-Freunde der Schweden dieses Album trotzdem als great record! bezeichnen, liegt möglicherweise an “Can You Turn The Music Up ”, das tatsächlich kurzzeitig mitreißt. Und wer weiß: Wenn es For Reasons Of State auf dem nächsten Album gelingt, die in den ersten 60 Sekunden von “On A Bus Leaving Tirana” angetäuschte Dynamik auf Gesamtlänge auszuwälzen, bekommen vielleicht auch wir Bock, uns ihrem Konvoi aus Albanien anzuschließen. So aber sitzen For Reasons Of State zunächst alleine in ihrem ausrangierten Bus, an dessen Windschutzscheibe noch immer die 1976 von den Sex Pistols gebuchten Fahrziele prangen: Boredom/Nowhere.