Der Anfang ist ein Monster. Pirscht sich an, bricht aus, frisst brave Kinder. Ganze sechs Minuten 39 lang. Und es hört nicht auf. Als wäre sie seit den 90ern zum blinden Bündel geschnürt gewesen, tobt Beth Camerons Stimme sich den Weg frei, haut die Schwachen weg und die Starken erst recht und steht dann mit zitterndem Atem in den Trümmern, bevor sie auch die zu Staub schlägt. Forget Cassettes sind Meister des sanften Mutes und der lauten Wut, die klingt, als wäre die versunkene Alanis Morissette aus den Tiefen hervorgetaucht, hätte unterwegs noch schnell Sleater-Kinney wiederbelebt und trete nun gemeinsam mit ihnen lachend Lawinen los. Vom höchsten Berg aus, die Täler zu kalter Asche. Endlich brennt es wieder, lässt sich von der rohen Kraft des Lärms in die Flammen treiben, stirbt da ein wenig und lebt dann erst recht weiter. Ihren Schlagzeuger Doni Schroader hat Cameron nach dem ersten Album Trail Of Dead überlassen und sich eine zweiköpfige Rhythmusgruppe zugelegt, die außerdem dezent Orgeln, Glockenspiele und Kastagnetten bedient und damit das geniale Wechselspiel von laut und leise perfektioniert. “Salt” ist ein Phänomen, das zum Trend werden muss, sollen wir noch zu retten sein. Es lebt die ungezügelte Wildheit des letzten Jahrhunderts, atmet die poetisch-melodische Stärke aller Indierockbands seither, ist PJ Harveys brachiale Entschlossenheit, Rainer Marias leidenschaftliche Hymnen und das selbstverständliche Heldentum von Beth Cameron, die kleinen Mädchen Zeilen fürs Leben auf die geschundenen Unterarme schreibt: “I know it hurts, but good-god girl get up and fight for it.”