Da wurde viel gemunkelt und geflüstert und geraunt: von einer immens talentierten, jungen Combo namens Fotos. Kevin Drew (Sänger von Broken Social Scene) habe die Band, hieß es, beim Immergut-Festival überschwänglich gelobt: der Ritterschlag schon vor dem Erscheinen des ersten Albums. Jetzt ist das mit dem Bandnamen betitelte Debüt da – und es fegt wie ein Sturmwind durch die hiesige Indie-Landschaft: äußerst erfrischend, aufwühlend, begeisternd. Nur, was ist denn nun das Tolle an den vieren um den aus Augsburg stammenden, 22-jährigen Sänger/Gitarristen/Songschreiber Tom Hessler? Es ist die hochkonzentrierte Energie, die souveräne Eigenwilligkeit, die faszinierende Mischung aus Coolness und Hitze. All das. Im Zusammenspiel ist eine ganz besondere Chemie wirksam: Gitarren, Gesang, Drums fordern sich gegenseitig raus, heizen sich ein, entfachen in zehn Songs ein wunderbar aufloderndes Feuer. “Giganten” beginnt wie ein Helden-Track, staut sich Kettcar-artig und bricht im hymnischen Refrain wie eine Flutwelle los. Allerlei Vorbilder und Einflüsse sind zu erkennen – es gibt kantige Riffs à la Bloc Party oder Franz Ferdinand, schroffe Breaks und pulsierende Drums wie bei den Editors, Gesangs-Intensitäten wie bei Rio Reiser –, entscheidend aber ist, dass nichts nach Imitat klingt, sondern zu einem klar konturierten, eigenen Stil findet. Hesslers Texte haben etwas zu sagen, und sagen es, ohne die in deutschen Indie-Gefilden üblich gewordene Metaphernkünstelei, mit pointierter Direktheit: “Seitdem du weg bist, verlier ich an Bedeutung”, aus “Komm zurück”. Die Songs zeichnen Bilder der Verlorenheit. “Als würde man auf offenem Feld ins Leere rennen” (“So fremd”), entfachen melancholische Stimmung: “Dein Körper hängt rum, und du stehst einfach daneben” (“Glücklich eigentlich”), bleiben aber nie in Weltschmerzgefühlen hängen. Sie wühlen auf, entfalten einen magischen Sog und locken auf die Tanzfläche. Hessler s Stimme beherrscht britisch-cooles Sloganizing ebenso wie fulminant-hitzige Steigerungen. Die Worte sind nicht Melodien eingepasst, sondern finden Rhythmus und Gesangslinien aus sich selbst. Hessler spielt mit ihnen, akzentuiert sie in einer schönen Leidenschaftlichkeit des Ausdrucks. Selten sind Alben, bei denen man auf jeden neuen Song mit Spannung wartet. “Fotos” ist eins von diesen.
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