Four Stroke Baron
Data Diamond
Zwischenzeitlich wollte das Duo seinen Sound auf zwei EPs splitten – eine Electro, eine Metal –, dabei hatte es seine Nische gerade erst mit “Classics” erschlossen. Ein Glück, dass der Nachfolger nun das Potenzial weiter auslotet: Fast jeder Song bietet Abfahrten, deren krumme Gitarrenbiegungen und überbordende Effekt-Spielereien nicht anstrengen, sondern bestens unterhalten.
Deutlich zeigt das gerade die zweite Hälfte des zu Beginn noch etwas betulichen, theatralischen “Cyborg Pt. 3 (Because I’m God)”: Das Soundboard schmiert ab, die Gitarren wirbeln in Djent-Manier und Kirk Witt nölt, wie man es sonst nur Jaz Coleman oder Robert Smith verzeiht.
Guter Prog muss ein bisschen albern sein, um befreit aufspielen zu können – diese Regel haben Four Stroke Baron verinnerlicht, daher kläfft und jauchzt sich Witt in “Monday” ohne Scham durch futuristisch-verschlungene Gitarrenschluchten, verströmt “People In My Image” Nu Metal-Energie und schickt “Open The World” ein Sample in die Eurodance-Hölle, um dann zu grooven wie eine KI-Version von The Offspring.
Dabei gelingt, was sowohl Pop als auch Metal im besten Fall leisten: “Data Diamond” ballert fast durchgängig. Und wenn das knappe, fiepende “VALLTT” andeutet, dass Four Stroke Baron auch mit IDM-Rock in der Nähe von Radiohead überzeugen könnten, ist das kein Versäumnis in der Gegenwart, sondern ein Versprechen für die Zukunft.
Das steckt drin: 100 Gecs, Devin Townsend, Without Waves