Einsteigen, Fensterplatz suchen, hinsetzen. Nach dem filigranen Piano-Intro nehmen Zug und Platte langsam Fahrt auf. Die häufig eingesetzten Keyboards auf der zweiten Frames-Platte zeichnen weite Klanglandschaften nach und laden die Gedanken zum Abdriften ein. Dunkel und wehmütig klingen die ersten Minuten, und die Originalaufnahme von Hermann Hesses Gedicht “Stufen”, das den Rahmen für die zehn ansonsten rein instrumentalen Songs bildet, unterstreicht die melancholische Thematik von “In Via”. Und wenn man sich fast in den epischen Sphären verloren hat, prescht auf einmal ein Gitarrenriff wie ein entgegenkommender ICE vorbei. Klar, zum Abschiedsschmerz gehört eben auch Wut. Diese dosieren Frames aus Hannover allerdings kalkuliert, so dass man sich irgendwann nicht mehr erschreckt, sondern den raschen Wechsel von leise zu laut eher teilnahmslos zur Kenntnis nimmt. Frames haben sich ein komplexes Thema für “In Via” ausgesucht, dem sie zwar ohne große Ohrwurmmelodien, dafür aber mit viel Feingefühl für ambivalente Gefühlswelten gerecht werden. Und wahrscheinlich gehört auch Wiederholung zur Trauer. “Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe/ Bereit zum Abschied sein und Neubeginne/Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern/ In andre, neue Bindungen zu geben”, schreibt Hesse, und auch Frames geben Grund zur Hoffnung. Mit einem Glockenspiel, das immer wieder tapfer gegen die düsteren Streichermelodien anklingelt und loungigen Delay-Gitarren, die die Stimmung doch noch auflockern. Also los: aussteigen, ankommen, weitermachen.
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Mosaik
VÖ: 26.03.2010