Keine 20 Jahre alt ist die Kanadierin Jana Bahrich, singt und spielt ihre Lieder über Scham und selbstzerstörerische Kreisläufe aber wie eine 90er-Veteranin. Zieht man das als vollwertiger Beitrag getarnte Intro “Broken” ab, enthält “All Change” vier Stücke, jedes getragen von Bahrichs Stimme. Mit der kann sie sowohl energisch aufheulen als auch songdienlich Fassung bewahren und hat damit etwas mit Artverwandten wie Lucy Dacus gemein. Im Alternative-Jahrzehnt verankert und mit dem Seattler Chris Hewett von einem Schlagzeug spielenden Produzenten umsorgt, der seine eigenen Zwanziger damals erlebt hat, wohnt der Musik ein reifer Charakter inne, manchmal schimmert aber auch noch ihr Ursprung im Jugendzimmer durch. Sprich: die ganze Nacht lang die Westerngitarre auf dem Schoß, Collegeblock in Reichweite. Diese Verbindung aus erdigem Sound und frischem Schaffensdrang ist für sich genommen schon reizvoll, hinzu kommt die spannende Strukturierung der Songs, wenn Schlussteile statt im Fade-out in einem Vokal-Wirrwarr oder einem plötzlichen Aufbegehren münden. Angelegt ist “All Change” als Zyklus, der nach Schilderung der Unzulänglichkeiten mit der Aufforderung endet, man solle gefälligst die Faxen sein lassen und seine Ziele ernsthaft verfolgen. Wenn Bahrich damit auch ihr Spiegelbild anspricht, ist sie auf einem guten Weg.