Francis Of Delirium
Lighthouse
Das war schon mal anders. Bahrichs erste EPs zeichneten sich aus durch (Selbst)anklagen und Angriffslust, im Vorprogramm von etwa Soccer Mommy ging es stellenweise so wild zu, wie man Indiepop mit angezerrter Gitarre klingen lassen kann. Ein zweites “Quit Fucking Around” sucht man auf “Lighthouse” aber vergebens. Bahrich, von der auch die Linolschnitte fürs Artwork stammen, hat sich einen Rahmen gesetzt, in dem die abgelegte Rüstung eine tragende Rolle einnimmt.
Da stehen zu Anfang die hoffnungslos (oder -voll) romantischen und vor allem ernsthaft entwaffnenden “Real Love”, “First Touch” und “Blue Tuesday” und zum Schluss steuert “Give It Back To Me” auf ein kathartisches Finale zu, zu dem es nicht kommt, weil Bahrich die klare Intonation dem krachigen Ausbruch vorzieht. Das kann man dann Reife nennen oder unnötige Selbstbegrenzung und unter den elf Songs so lange Kandidaten für den nächsten “Kuschelrock”-Sampler benennen, bis man merkt, dass sie dafür viel zu aufrichtig sind und bei aller Melodieseligkeit eben nicht von einer poppigen Produktion oder erwartbaren Sujets glattgeschliffen, wenngleich Bahrich von Beziehungskisten singt.
Apropos Gesang: An dem hat sie, vorranging in Sachen Kopfstimme, hörbar gearbeitet, und der macht einen Großteil des unaufdringlich anspruchsvollen Charmes von “Lighthouse” aus. The Beths lassen grüßen.
Das steckt drin: The Beths, Lucy Dacus, Soccer Mommy