Der gutmütige Zwirbelbart schon, Hut, Krawatte, Weste und die lustigen Augenbrauen. So nah bürstet sich keiner an Orgeldreher ran, der das mit den schmuddeligen Underdog-Geschichten ehrlich meint. Franz Nicolay ist nur Erzähler, wenn auch ein großspuriger. Luck And Courage handelt von Felix und Adelita und ihrer scheiternden Beziehung, der Hold-Steady-Keyboarder, World/Inferno-Friendship-Society-Akkordeonspieler und Touraushelfer von Against Me! schwingt sich mit einem Riesenrad voller Instrumente und geputztem Gesang bis zum bitteren Ende. Mal hilft Emily Hope Price mit super Geigenstimme im Refrain aus, mal klingt der Künstler fast so ruppig abgezogen wie die üblichen Punks mit Akustikgitarre, mal so feierlich hoffnungslos zum Klavier wie Torquil Campbell von Stars. Vor allem aber galoppieren eine Unmenge Ukulelen, Banjos, Streicher, Bläser und Gedöns ziemlich brav umeinander, ohne dabei Eindringlichkeit hinzubekommen. I have not been unhappy my whole life, das soll bittere Ironie sein, stimmt aber wahrscheinlich einfach und erklärt, warum einen die Songs nicht kratzen. My Criminal Uncle ist ein schmissiges Stück voller Klimper und Tröt und hingegebener Melodie, Z For Zachariah ein fast korksig gezupftes, zweistimmiges Teilchen roher Seele, das Damien Rice problemlos zum Weinen gebracht hätte. Der Unterschied ist nicht, dass bei Franz Nicolay alles nur Show ist, sondern dass er es sich zu leicht anmerken lässt. Nie bricht seine Stimme, nie überschlägt sie sich, wahrscheinlich wird er nicht mal heiser.