Es ist essenziell: Der bajuwarische Party-Trupp lebt in Berlin. Und wenn dieser Stadt etwas maximal Nervenmalträtierendes anhaftet, dann, dass sie die von ihr beheimateten Millennials zu fingerhebenden Propheten der Neunmalklugheit erzieht. So auch Frittenbude. Dass sich die Electropunks nämlich mit überbemühter Faszination auf großstädtischen Hedonismus oder den gesellschaftlichen Rechtsruck stürzen, wird ihnen zum Verhängnis. Elterliche Rügen (Du rennst weg vor allen Problemen) greifen bestimmte Schuldzuweisungen gegenüber der Generation Y peinlich auf, nur um dann wie in “Die Dunkelheit darf niemals siegen” lediglich an der Oberfläche schnell assoziierter Stereotype (Ihr macht immer noch irgendwas mit Medien, aber nichts mehr dagegen) zu kratzen. Über 13 Tracks holpern effekthascherische Verse vor sich hin, während die Idee eines relevanten Zeitgeist-Albums im Tagesschau-Archiv der vergangenen Jahre festhängt. Um das Ganze am Ende wenigstens für die breite Masse zu öffnen, gibts in “Vida” glitzernde Synthies und chartverliebten Call-and-Response-Pop, der in seiner Belanglosigkeit nur noch von gepitchten Marsimoto-Referenzen in “Süchtig” oder dem misslungenen Industrial-Big-Beat-Versuch “Kanister” übertroffen wird. Immerhin gibt es jetzt erste Ghostwriter-Anfragen aus dem Dunstkreis unbefleckter Deutschpop-Schwiegersöhne. Zeilen wie Deine Wohnung ist leer/ Früher alles so leicht, heute alles so schwer (“Alles was wir nicht tun”) sind aber auch erstklassige Bewerbungsschreiben für den hiesigen Zerstreuungssektor.
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