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    Fu Manchu
    The Return Of Tomorrow

    VÖ: 14.06.2024 | Label: At The Dojo
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 375
    Platte des Monats
    Fu Manchu - The Return Of Tomorrow

    Sechs Jahre nach ihrem elften Album legen Fu Manchu ihre erste Doppel-LP vor, wenn man die 13 Stücke nach Vinyl-Maßstäben bewertet. Versteckt haben die vier Kalifornier auf der zweiten Hälfte einige Details, die für Überraschungen im Band-Kontext sorgen. Und das 30 Jahre nach dem Debüt.

    Fu Manchu bleiben Fu Manchu bleiben Fu Manchu. Die Band, die den Stoner Rock miterfunden hat, ist eine Konstante, so verlässlich wie ein Quarz-Uhrwerk. Innerhalb dieser Konstante ist Scott Hill der Mann, der den Trends trotzt. Mögen um ihn herum die Mitspieler gewechselt haben, mögen ihm seit 22 Jahren Schlagzeuger Scott Reeder und noch länger Bassist Brad Davis und Gitarrist Bob Balch zur Seite stehen und sich in mittlerweile zahlreichen Seitenprojekten vergnügen, so lässt sich Hill nicht verbiegen. Er kommt vom Hardcore-Punk, er lebt die Skate-Kultur und er mag dicke Riffs. Wenn Hill mit seiner Band Songs schreibt, dann klingen die am Ende nach Fu Manchu. Immer. Das gilt auch für die mittlerweile gut 30 Coverversionen, die die Band offiziell veröffentlicht hat. Egal, was sie anpacken: Es klingt nach Fu Manchu. So soll es sein, so kann es bleiben. Und mag es in den 00er Jahren auch mal einen Durchhänger gegeben haben, so ist die Band längst darüber hinweg.

    Sechs Jahre sind seit “Clone Of The Universe” vergangen. Sechs Jahre, in denen die Band 2020 ihr 30-jähriges Bestehen feiern wollte – mit drei EPs, auf denen je zwei eigene und ein Cover-Song vertreten sind. Das Projekt zog sich wegen der Pandemie dann bis 2023. Irgendwann in diesem Zeitraum fing die Band an, an einem neuen Album zu arbeiten. Und wer Zeit hat, kann sie auch nutzen. Konzipiert haben Fu Manchu “The Return Of Tomorrow” als “Vinyl-Erlebnis” mit zwei LPs, die auf 45 Umdrehungen abgespielt werden wollen – “for the thickest possible sound”.

    Die sieben Songs der ersten LP sind klassiche Fu Manchu. Feiste Dreiminüter mit angriffslustigen Riffs, den typischen Start/Stopp-Momenten, um auch beim zigsten Mal mit dem Laut/Leise-Joker komplett wegzublasen. “Dehumanize”, “Loch Ness Wrecking Machine”, “Hands Of The Zodiac”: Jeder Song asphaltiert den Gehörgang so, wie man es sich von Fu Manchu nur wünschen kann und wie man es seit “No One Rides For Free” von 1994 gewohnt ist. Experimente hat die Band nie gewagt. Klar, da ist das lange Percussion-Intro auf “Mongoose”, das instrumentale “The Wasteoid” oder mit dem sich überschlagenden “We Must Obey” der Flirt mit der Hardcore-Vergangenheit sowie zuletzt der Wille zum 18-minütigen Epos mit “Il Mostro Atomico” und Alex Lifeson (Rush) als Gastgitarrist.

    Es sind Kleinigkeiten, homöopathisch verteilt über die gesamte Diskografie. Doch nun beginnen Fu Manchu zu experimentieren. Zumindest in den sechs Songs der zweiten LP. In “Solar Baptized” fahren sie das Tempo runter, eine Gitarre streut einen sonnengegerbten Western-Twang ein und einen Synthesizer gibt es obendrein. Die Entschleunigung kommt vor allem im fast sechsminütigen “What I Need” zur Geltung, das abendliche Wüstenstimmung ausstrahlt. “Liquify” hat dann dieses coole Etwas, das so gut sonst nur Ex-Mitstreiter Brant Bjork gelingt, und mit “High Tide” gibt es den perfekten, entspannten Rausschmeißer ohne Hills nasalen Gesang, dafür aber eine Verbeugung vor Black Sabbath“Planet Caravan”.

    Das steckt drin:

    Big Scenic Nowhere“Dying On The Mountain” (2019, Blues Funeral)

    In dieser All-Star-Band hat sich zuletzt Gitarrist Bob Balch ausgetobt. Hier spielt er unter anderem mit Mario Lalli und Gary Arce von Yawning Man und Tony Reed von Mos Generator entschleunigten Desert-Psychrock, der gelegentlich mit Prog flirtet. Diese Entschleunigung schleicht sich auch in die finalen Stücke von “The Return Of Tomorrow” ein.

    Sun And Sail Club“The Great White Dope” (2015, Satin)

    Und wieder Bob Balch: Hier tobt er sich mit den zwei Scott Reeders an Bass und Schlagzeug aus – und holt auf dem zweiten Album des Projekts noch Tony Brandenburg von den Adolescents dazu. Das klingt wie Fu Manchus klassischer Hardcore-Anschluss, der auf “The Return Of Tomorrow” etwa im knackigen “(Time Is) Pulling You Under” durchklingt.

    Black Sabbath “Paranoid” (1970, Vertigo)

    Klar, die Riff-Fabrik Black Sabbath hatte schon immer Vorbildfunktion für das Gitarrenfundament von Fu Manchu und jeder anderen Stoner-, Doom- und Sludge-Band gehabt. Im Fall des finalen Instrumentals “High Tide” jedoch ist eher Black Sabbath’ introvertierte, verträumte und damit aus der Reihe fallende Psych-Ballade “Planet Caravan” die passende Blaupause.

    Zweitstimmen:

    Martin Burger: “Falls Fu Manchu jemals der Gedanke gekommen ist, ihnen könnte jemand den Rang ablaufen, muss es sie unheimlich entspannen haben zu wissen, dass ihre Riffarbeit und ihre arschcoole Art, innerhalb eines Songs oftmals nur dessen Titel zu singen, jederzeit ausreichen, um den Status quo zu erhalten.”

    Nicola Drilling: “Auch ein zweigeteiltes Album macht die Musik nicht besser, wenn neue Ideen zu fehlen scheinen. “The Return Of Tomorrow” ist zwar ein grundsolides Album, aber auch nicht mehr.”

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