Die Abwechslung sei den Kanadiern gegönnt, schließlich kann und will niemand alle naselang ausgeklügelte Punkopern über Liebe in Zeiten der Arbeiterkämpfe schreiben. Durchatmen ist allerdings nichts für Fucked Up, dafür hängt Damian Abraham zu viel Schnodder zwischen Mund und Hirn, den er lieber kräftig von sich schüttelt wie ein Jauchehund am Kaffeetisch. Gut tut das, natürlich nicht im Charity-Sinn, aber im Geiste des unbeschwert rüpelnden Hardcore, für den seine Band am liebsten gehabt wird. Immer wieder täuscht auf Glass Boys eine flotte Gitarrenmelodie einen harmlosen Jahrtausendwenden-Indiesong an, bis ihre fiesere Gitarrenschwester ihr hinterrücks eins zwischen die Saiten gibt und sie nasenblutend von der Tanzfläche verzerrt. Dass Fucked Up so ein hervorragendes Gespür für poppige Fröhlichkeiten haben, macht die unweigerlichen Schlammschlachten aus Rückkopplung und triumphalen Trommelwirbeln nur noch lustvoller. Blöd ist nur, dass die Band schon so viel spannender war. 2006 lotete sie auf “Hidden World” aus, was im Hardcore in Länge und Arrangements eigentlich gar nicht ging, 2008 folgte mit “The Chemistry Of Common Life” eine Psychedelik-Orgie ohne Vergleiche, und seit dem epochal eingängigen “David Comes To Life” von 2011 soll es sogar Menschen geben, die Ohrwürmer von Fucked-Up-Songs mit sich herumtragen. “Glass Boys” dagegen bleibt die Lockerungsübung vor dem nächsten richtig großen Wurf, die beim Innovationspreis sitzenbleiben muss, mit der man aber immerhin keine Punkrockparty zu sehr vom Bier-Twister ablenkt.
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