Wie einst gedacht und nicht geplant: “One Day” klingt impulsiv und nach viel Freude, auch an melodiösem Hardrock.
Nach ausgeklügelten Konzepten in den vergangenen Jahren legten sich Fucked Up für “One Day” zwar auch ein Konzept zurecht, das Ergebnis aber klingt nicht nach einem. Ihr sechstes Studioalbum ist schon deshalb auffällig anders, weil es mit zehn Songs in rund 40 Minuten ihr kürzestes ist. Die Idee dahinter steckt im Titel: ein Album innerhalb eines Tages aufnehmen. “One Day” entstand in drei etwa achtstündigen Sessions an verschiedenen Orten. Es blieb also nicht viel Zeit, um sich Gedanken zu machen, und diese Spontaneität hört man den Songs an: Etwa den fast kitschigen Hardrock- Riffs in “I Think I Might Be Weird”, über die man in einem langen Aufnahmeprozess vielleicht noch diskutiert hätte. Der Titelsong wäre ein eingängiger Pophit, würde die Gitarre in der Bridge nicht derartig ausufern und Damian Abrahams Stimme nicht so schmutzig klingen. Abraham schrieb seit vielen Jahren wieder Texte, die ähnlich direkt ausfallen, wie die von Schlagzeuger Jonah Falco und Gitarrist Mike Haliechuk. Zwischen Shoegaze, Post-Punk, (Post-)Hardcore, Hardrock und jeder Menge Energie und Euphorie hört man den Songs die Impulsivität des Projekts auf jeden Fall an.
9/12 Matthias Möde
Vielleicht hätte mehr Zeit dieser Platte gutgetan. So bleiben Fucked Up eine Band, die man so gerne gut finden würde
The Gaslight Anthem und Thin Lizzy stecken laut Kollege Möde im Album von Fucked Up. Hand aufs Herz, aber will man von einer Band, die sich als Punk definiert, Songs wie “I Think I Might Be Weird” hören, denen man schlicht anmerkt, unter welchem Zeitdruck sie entstanden sind? Überhaupt wird im Zusammenhang mit “One Day” zu viel mit dem Faktor Zeit hantiert. Kürzestes Album der Bandgeschichte, in nur 24 Stunden aufgenommen – als wären das per se Qualitätsmerkmale. Sind sie nicht, ebenso wenig wie die Schnapsidee, ein ganzes Album an einem Tag zu schreiben und aufzunehmen. Das würden sich selbst King Gizzard And The Lizard Wizard nicht trauen. Und wenn, dann würden sie es nicht veröffentlichen. Fucked Up haben es getan und liefern Songs, die weder fertig, noch ausgeklügelt klingen, aber auch nie so einfach gehalten sind, dass man schließen könnte, sie hätten das Konzept der Verknappung auch auf die Musik selbst angewendet. Zudem schließen sich Punk und Konzeptkunst gegenseitig aus, war ersterer doch mal angetreten, um all die konzeptuell arbeitenden Progrocker der 70er aus dem Club zu jagen. Dieses Wissen scheint auf dem Weg zu “One Day” nicht nur Fucked Up abhandengekommen zu sein.
5/12 Florian Schneider
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