Future Islands
In Evening Air
Text: Daniel Gerhardt
Gerade aber, weil immer etwas quietscht, durchflutscht oder tutet in den Liedern auf In Evening Air, strahlt das zweite Album der Band aus Baltimore/Maryland eine atemlose Energie aus, die nie ins Aggressive überkippen muss, es aber doch ganz gerne mal tut. Long Flight zum Beispiel ist eigentlich eine larmoyante Betrugs-Bettgeschichte zum Vergessen, aber es pumpt und brodelt eben sehr laut in diesem Song, und Sänger Samuel T. Herring ist dazu so eindringlich aufdringlich als Gearschter in einer unglücklichen Dreiecksbeziehung, dass überhaupt kein Zweifel daran bestehen kann, wer hier die meiste Scheiße am Schuh hat. Of Montreal und ihr Frontmann Kevin Barnes haben sich vor drei Jahren schon mal mit einer ähnlich synthetischen, heißblütigen Platte den Frust von der Seele geschrieben, und auch wenn Future Islands die Gelenkigkeit fehlt, um mit der gleichen Vehemenz durch ihren Gefühlshaushalt zu wischen, ist In Evening Air doch eine Platte, die man auflegen will, wenn man gerade gestritten hat. Vordergründig beruhigt sie und hintenrum stachelt sie nur noch mehr an; ein Song wie Tin Man, auf den sich die Öffentlichkeit bereits vorab als Hit des Albums festgelegt hat, tappt da voll in die Falle und wird weggerissen von einer Soundlawine, die bei anderen Bands aus der Gitarre käme. Auf In Evening Air gibt es aber keine Gitarren, und auch das ist ein Erfolgsgeheimnis dieser Platte, das ihrer Erfolglosigkeit natürlich keinen Abbruch tun wird. Rockmusik, wahrscheinlich von, ganz sicher für Verlierertypen.
Artverwandte
Evangelicals – The Evening Descends
Handsome Furs – Face Control
Of Montreal – Hissing Fauna, Are You The Destroyer?
weitere Platten
People Who Aren't There Anymore
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