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Back To The Whip
Mehr als 20 Jahre und vier Platten ist es nun her, dass der frühere The-Ladderback-Sänger Jay Holmes seinen Lebensmittelpunkt von den USA nach Tokio verlegt hat. Nun kommt auch der Designer und Grafiker mit seiner Pandemie-Platte. Dieses Mal gibt’s weniger Songwriter-Rock, sondern mehr verwaschenen und bei allem Zynismus reichlich in Melancholie marinierten Homeland-Punk.
Manchmal wirkt das in seinen Referenzen an Superchunk oder Dinosaur Jr. fast wie aus den 90ern ins Jetzt gespuckt – behutsam natürlich. Der raue Gesang von Holmes und die gepresste Melancholie von “Grim Finalé” oder “Esoteric Lover” erinnern auch mehr als nur einmal an Leatherface beziehungsweise deren Frankie Stubbs.
Wie immer hat sich Holmes auch einige, äh, Stargäste eingefangen: Mike Watt (Minutemen), Chris Broach (Braid), Christian Madden (Liam Gallagher Band) und Motoharu Fukadu (von der japanischen Band Soil). Wenn’s hier ein Problem gibt, dann allenfalls, dass er seine Seelenschau bisweilen arg unaufdringlich, fast gleichförmig bereitstellt und auch große Momente wie “Decoder Ring” wie beiläufig vorbei treiben. Na ja. Andererseits gab’s das in der Pandemie viel zu selten: Menschen, die sich und ihre Befindlichkeiten nicht über Gebühr wichtig genommen haben.
Das steckt drin: Dinosaur Jr., Leatherface, Lucero