Wie bei jedem Abschied von Strukturen fordern Galaxy Space Man dafür einen Preis. “Tempest” will zu Beginn des Albums noch nicht heraus mit dieser Wahrheit, denn im Opener darf eingängiger Strophengesang durchs engmaschige Prog-Raster der Hamburger. Im letzten Drittel des Songs fächert sich zwischen verspultem Mellotron und Gitarren-Pickings ein ausgefuchster mehrstimmiger Gesang auf. Der stellt auch den deutlichsten Fortschritt zum Vorgänger “…But Heaven Is Clear” dar. Hier hat die Band neben dem facettenreicheren Sound eine Menge Arbeit in kontrapunktische Harmoniebildung investiert. Diesen Einsatz will sie nun vom Hörer zurück: Einzelne Gesangslinien von “Poles” nehmen Kredit beim Jazz und vermeiden die Rückkehr zu tonalen Zentren, wo es geht. Das führt selbst über den chaotischen Blastbeat-Angriffen in “Resting State” zu einer luftigen Schwerelosigkeit, in der sich wiederkehrende Motive kaum noch identifizieren lassen. Auch hinsichtlich Timing lassen Galaxy Space Man das fossile Rockreptil in seinem mechanischen Weltbild allein. Zwischen ohnehin ungeraden Takten folgen die Songs vor allem in “World Citizen Sleep” freien Metren, die sich gerne zählen und messen lassen wollen. Mattia Zanders Stimmlage schraubt sich, abgesehen vom Mike-Patton-Tribute “Nutsy Gsus”, regelmäßig hinauf ins Falsett und will dort selten wieder herunter. “Unravel” wird damit für Fans von Agent Fresco interessant, die es instrumental auch etwas härter mögen.
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... But Heaven Is Clear
VÖ: 27.09.2013