Mit Gill ist nur noch eins der vier Gründungsmitglieder dabei, die mit schneidenden Gitarren-Riffs und bissigen Texten Ende der 70er Jahre Punk einen Weg aus der stilistischen Sackgasse wiesen. Sänger Jon King hat die Band vor den Aufnahmen zu “What Happens Next” verlassen. Gill macht in diesem Fall, was einem Mann mit seinem Status am leichtesten fällt: Er telefoniert seine Freunde ein, den Job am Mikrofon zu übernehmen. Sänger John “Gaoler” Sterry wird so von Alison Mosshart, Gail Ann Dorsey, Robbie Furze (The Big Pink) und Herbert Grönemeyer unterstützt, oder sollte man besser sagen: ersetzt. Denn es sind die Songs mit den namhaften Gästen, die bei diesem zweischneidigen Album haften bleiben. Allen voran Grönemeyer, dessen Beiträge “The Dying Rays” und “Staubkorn” (sic!) die erste und zweite Hälfte des Albums beschließen. Und musikalisch Gang Of Four endgültig in eine Richtung drücken, in die die Band nie gehen wollte: glatt, gefällig, überproduziert. Inhaltlich kann man Gill nichts vorwerfen, selten wird politisches Sendungsbewusstsein so intelligent in griffige Verse übertragen wie bei ihm. Andererseits hat sich auch hier die Perspektive verändert, hin zum Subjekt. Dazu passt der musikalische Selbstverwirklichungstrip von Gill. Schade, dass die widerborstige Eingängigkeit ihrer frühen Tage dabei nahezu vollständig auf der Strecke bleibt. Dabei klang Politik bei Gang Of Four mal tanzbar, heute ist sie nur noch anstrengend. Das dürfte sich mit der Wahrnehmung der meisten Wahlberechtigten in Europa decken.
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