Der Herr der Nachtschattengewächse ist zurück, der Prediger der Dunkelheit, König des Landes Depressivia.
Gary Numan liefert wieder den Soundtrack zur bittersüßen Schwerstmut. Yep, die Achtziger sind zurück. Der Synthiepop-Pionier und Miterfinder des Darkwave hat eine harte Zeit hinter sich. Jahre ohne Plattenvertrag, Gerichtsvollzieher, die ihm Haus und Auto unterm Arsch weg pfänden wollten, Seelen-, Finanz- und Beziehungskrisen und Zeiten kreativen Notstands. Mit den Achtzigern schien auch Gary Numan untergegangen zu sein, Lebenszeichen gabs in den Neunzigern nur sporadisch. Aber Nachtschattengewächse sind zäh, jeder Gärtner kann ein Lied davon singen. So hat auch Numan überlebt, beschädigt vielleicht, und noch ein bisschen düsterer, aber ganz gewiss nicht gewillt, das musikalische Fahnentuch in frischere Winde zu hängen. Er liefert auf Pure exakt das, was die ewig Finsteren von ihm erwarten: Schmerz, Angst und Verzweiflung gepaart mit klebrig-süßer Melancholie. Eine verführerische Mischung an trostlosen Vorwintertagen, an denen nur leichte Variationen von Dunkelgrau den Unterschied zwischen Tag und Nacht ausmachen. Höchste Zeit für eine Prozac. Und siehe, eigentlich ist der Gary doch ein ganz netter Numan, der nur eben gern ein bisschen schwarz malt. Erstaunlich nur, wie viele Schattierungen von schwarz es gibt. Sanft einlullende Synthie-Töne konterkariert er mit brachial-schweren Gitarren, filigrane Pop-Harmonien bricht er mit erbarmungslos vorwärts treibenden Drumbeats, sanfte Melodien enden in Pein und lustvoller Klage. Pure ist wie eine Fahrt auf einer Achterbahn, deren Erbauer niemand gesagt hat, dass zu einer Achterbahn neben Tiefen auch Höhen gehören.
weitere Platten
Songs From A Broken Mind
VÖ: 11.10.2013