Gavial
Vor
Zugegebenermaßen ist Tourette Boys ein unglücklich gewählter Name. Vor allem einer, hinter dem man gut und gerne eine hibbelige Garage-Punk-Band verorten könnte. Kaum weiter davon entfernt ist das, wonach die umgetauften Gavial klingen – und schon immer klangen.
Vier Musiker, die sich Zeit nehmen für ihre Songs, die sich entfalten können in vier und fünf, acht und zehn Minuten. Tragen ihre Alben Titel wie “Kaiser” (2017), “Zorn” (2019) und nun “Vor”, könnten die Songs darauf kaum stärker im Boden der Steppen und Wüsten und Wälder des nordamerikanischen Kontinents verwurzelt sein. Ganz unprätentiös schält sich “Circles, Part 1” aus der Stille – nur mit Gitarren, Gesang und Hall, um wieder von der Stille zu geschluckt zu werden. “Modern Times” setzt danach zum “War Dance” an und schafft es, mit eindringlicher Monotonie eine ähnlich schamanenhafte Magie zu entfalten, wie es sonst nur David Eugene Edwards gelingt. Das große Kunststück von Gavial ist es, minimalistisch und mächtig gleichzeitig zu klingen.
In den Songs passiert gar nicht so viel. Es ist vor allem der fein austarierte Klang, der einnimmt, im Songverlauf dichter wird, sich wellenförmig hochschaukelt. So entfalten Gavial einen eigentümlichen Sog, der immer tiefer in die Platte zieht, ganz ohne breitbeinige Rockismen zu bedienen
Das steckt drin: All Them Witches, Pontiak, Wovenhand
weitere Platten
Zorn (als Tourette Boys)
VÖ: 10.05.2019
Kaiser (als Tourette Boys)
VÖ: 13.04.2017