Stellte das letzte Supergrass-Album Diamond Hoo Ha 2008 noch eine Rückkehr zu bewährten Hitformeln dar, geht der bekannteste Backenbartträger des Britrock solo bewusst andere Wege. Mehr noch als auf seinem Debüt “Here Come The Bombs”, lässt “Matador” die E-Gitarre weitestgehend ruhen und nimmt sich viel Platz für Experimente, durchgeführt mit analogen Synthesizern wie einem Mellotron. Aufgebaut auf einem Fundament aus selbstprogrammierten Schlagzeugparts, entsteht so eine elektronisch anmutende Dringlichkeit, die in “The English Ruse”, dem temporeichsten Fall, wie sich nach vorn mogelnde Arcade Fire klingt, die beim Rennen ihre Gitarren verloren haben. In den zahlenmäßig überlegenen ruhigen Momenten lässt Coombes viel Luft für große Britpop-Refrains, wie im Instant-Klassiker “Needles Eye”, den Richard Ashcroft nicht besser hinbekommen hätte. Zusammengehalten wird das Soundgerüst durch dunkel gefärbte, persönliche Texte über die Verlockungen, die das Leben als offizielles Songschreibergenie in den letzten 20 Jahren mit sich gebracht haben. “A little taste, gonna see us through the night/ Oh, what a strange old time/ The powder and the lies/ Well the mind is shot and the bodys fine, blickt Coombes in Detroit unverklärt auf seine Drogenvergangenheit zurück. Nur einmal lässt er sich von Nostalgie berauschen und die Stimmung lichtet sich: In “Seven Walls” vertont er mit seiner Frau die romantisch geteilten Joints und Biere ihrer Anfangstage, inklusive Lachflash der werten Gattin. Coombes mag früher musikalisch zugänglicher gewesen sein, inhaltlich war er nie offener.
weitere Platten
Turn The Car Around
VÖ: 13.01.2023
World's Strongest Man
VÖ: 04.05.2018
Here Come The Bombs
VÖ: 21.05.2012