Gel
Only Constant
Dabei bringen Gel die Szene mit den einfachsten Mitteln ins Schwitzen: Groove und Ekstase haben sich zu einem Gipfeltreffen verabredet und rechtfertigen jeden Hype. Diesen Status hat das Quintett zumindest im Underground seit der Veröffentlichung seines ersten Demos 2018 inne. “Only Constant” soll nun aber für den Sprung in die größeren Becken sorgen. Dafür braucht die Band gerade einmal 16 Minuten. Ganz dem Hardcore-Ethos verpflichtet bleiben neun der zehn Songs unter der Zwei-Minuten-Marke und setzen in Sachen Eskalation trotzdem Maßstäbe.
Dabei braucht es keine Experimente, um den Geheimtipp-Status hinter sich zu lassen. Während “Honed Blade” mit breitbeinigen Riffs noch sehr traditionell post, steckt darunter eine gewisse Melodieverliebtheit. “Fortified” poltert währenddessen auf Thrash-Metal-Rhythmen lautstark in die nächste U-Bahn-Haltestelle hinab, und wer mag, kann in “Attainable” sogar Post-Punk und psychedelische Gitarren erkennen. Bei “Worn Down” bringen die Musiker*innen aus New Jersey dann all diese Elemente auf eine Bühne und entfesseln mit breiteren Gesangsarrangements die größte Hymne der Platte. Als wäre das noch nicht genug, deutet der Closer “Composure” an, dass die Gel-Story längst nicht auserzählt ist. Mit Polyrhythmik, Instrumentalwänden und einer über dreiminütigen Spielzeit lässt die Platte Raum um Auszufaden und einen Spannungsbogen, der seinesgleichen sucht.
An dieser Stelle ist auch ein kleiner Ritterschlag für Schlagzeuger Zach Miller angebracht, der nicht nur das Maximum an Intensität in ein Minimum an Zeit quetscht, sondern auch für die Aufnahme der Songs verantwortlich ist. Die klingen glücklicherweise angenehm schnoddrig und klar produziert zugleich. Das ist auch für die Verbindung von Text und Musik gut und wichtig, denn “Only Constant” dreht sich vor allem um die Ablehnung von selbstzerstörerischen Tendenzen. Diese darf Sänger*in Sami Kaiser nun in der schönsten Katharsis des noch jungen Jahres 2023 loswerden. Man kann bei diesem makellosen Destillat aus Zorn, Rhythmus und Spucke daher gar nicht über irgendwelche Entscheidungen nachdenken. Die haben Gel allen abgenommen, als sie eins der spannendsten Debüts der vergangenen Jahre veröffentlicht haben. Das hier ist Hardcore “for the freaks by the freaks”, wie Gel selbst deklarieren. Und wer wäre da nicht gerne mitgemeint?
Das steckt drin: The Bronx, Cancer Bats, Clowns
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