Da hilft auch die Zweiteilung in Jungs und Mädchen (den einen die A-, den anderen die B-Seite) nicht weiter, die aber, zugegeben, genauso sinnvoll oder sinnlos erscheint wie jede andere. Hier stehen Lee Hazlewood, Mudhoney und Buddy Holly, dort Ella Fitzgerald, Etta James und Sonic Youths Drunken Butterfly zur Musik von Rosemarys Baby. Ausgerechnet Letzteres funktioniert überraschend gut, und man muss Ray zugute halten, dass sich keiner der 16 Songs allzu schnell als Zweitversion entlarvt; zu ungewohnt ist ihre Auswahl (von allen Coverern, die in Wahrheit nur ihre plattensammlerische Nerdigkeit demonstrieren wollen, ist sie immerhin die beste), zu gekonnt die nostalgische Düsterkeit, mit der sie alles umwickelt. Dass in diesem sehr speziellen Blues nicht jedes Stück glänzt, ist da keine große Überraschung. Big Spender soll ausdrücklich nicht wie das Original klingen und zittert sich deshalb bis in die Bewusstlosigkeit. So schlecht hat das lange niemand mehr gemacht. Billy Holidays Im Gonna Lock My Heart lässt Ray einfach untergehen. Ihre Version von Only To Other People dagegen macht als romantischer Ohrwurm mit gesundem Körnchen Wut im Auge genau das, was Cover machen sollten: Lust aufs Original der weitgehend unbekannten 60er-Girlgroup The Cookies. Noch obskurer und mindestens ebenso mittig getroffen ist Bei mir bist du shein, ein ursprünglich jiddisches Lied, das Ray in schönstem Englisch (bis aufs gelegentliche wunderbar) vorträgt. Es gilt, sich durchzusortieren, will man Its A Shame About Gemma Ray die Chance geben, die es verdient hat.
weitere Platten
Gemma Ray & The Death Bell Gang
VÖ: 20.01.2023
The Exodus Suite
VÖ: 20.05.2016
Down Baby Down
VÖ: 01.03.2013