Gentlemans Pistols
At Her Majesty's Pleasure
Text: Jan Schwarzkamp
Die meisten von ihnen – etwa Rival Sons oder Graveyard – sogar ganz famos. Gentlemans Pistols aus Leeds können sich in den Kanon der gelungenen Wiederaufarbeitung einreihen und vor allem: überzeugen. At Her Majestys Pleasure besitzt schließlich keine Hänger. Das war auf dem Debüt noch etwas anders. Dort zitierte die Band aufgeregt ihre Vorbilder wie Led Zeppelin oder MC5. Vier Jahre später fügt sich das Zitat vielmehr in den Gesamtgestus. Das zweite Album ist erneut eine hemmungslose Verbeugung vor dem Heavyrock der Jahre 68 bis 73 geworden. Und es macht einen Heidenspaß, der Band dabei zuzuhören. Zwölf Songs, die mit unbändiger Spielfreude glänzen, die irgendwie wohl bekannt und doch frisch klingen. Weil die Briten ihre Sache eben authentisch machen und wissen, wie man gute Songs schreibt. Dass I Wouldnt Let You mit seinem Bassgalopp und den sich duellierenden Gitarren in die Sphären der NWOBH vordringt, ist eher die Ausnahme. Vielmehr wühlen sie sich durch die 70er, so gekonnt, als hätten sie noch die obskurste Heavy-Rock-Platte daheim im Schrank und jedes Riff darauf exakt katalogisiert. Dabei kommen dann Songs wie das rasante The Ravisher heraus, inklusive Percussion-Solo. Oder das sich wie ein Panther auf der Jagd anpirschende Midnight Crawler mit dem proggigen Supergroove im Mittelteil. Nur was die Verpackung angeht, beweisen die Briten wesentlich weniger Geschmack und Fingerspitzengefühl als etwa Graveyard, ihre schwedischen Brüder im Geiste. Schlecht gemalter Nacktfrauenkitsch ist nun wirklich durch.
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Hustlers Row
VÖ: 16.10.2015