Natürlich: Es ist wichtig und richtig, dass es progressive Köpfe unter den Musikern gibt. Und ohne Soundspielereien wie diese wäre Geoff Barrow womöglich auch nie auf die revolutionäre Ästhetik gekommen, die Portishead zu einer solchen Ausnahme-Band macht. Aber, bei aller Liebe: irgendwann ist auch mal gut. Barrows Krautrock-Band Beak> war ja bereits ziellos schräg; verglichen mit den minimalistischen Plucker-Entwürfen auf “Drokk” sind Beak> allerdings reine Popmusik. Die ideelle Grundlage dieser synthetischen Wummerflächen ist die legendäre Comic-Serie 2000ad, die Barrow seit Kindertagen liest, deren Mega City One quasi die visuelle Entsprechung zu den klaustrophobischen Soundscapes der Platte. Fast die gesamte Musik entstand auf dem Oberheim-2-Voice-Synthesizer, einem Gerät aus den 70ern, auf dem schon Kraftwerk frühe Tracks entwurfen haben. Das Maschinchen erzeugt zweifellos einen Haufen Klänge, die fies und spooky, dunkel und furchteinflößend und seltsam retro-futuristisch anmuten. Allein: Es ist und bleibt ein einziges Instrument. Damit wird Drokk bei aller Soundverliebtheit zu einer eindimensionalen Geschichte von kompositorischer Ödnis, zu einer Art historischer Ambient-Musik, die in ihren guten Momenten wirkt wie Songskizzen von Jean-Michel Jarre, in ihren schlechten wie zwei Typen, die so leidenschaftlich wie ergebnisoffen an einem alten Gerät mit vielen Knöpfen herumgedreht haben. Braucht man das? Nur, wenn man ein unverbesserlicher Geoff-Barrow- oder 2000ad-Fan ist.
weitere Platten
Annihilation (OST) (mit Ben Salisbury)
VÖ: 06.07.2018