Das gilt allerdings nicht, wenn Konstantin Gropper seine Albträume vertont. “The Horror” ist ein orchestrales Musikmärchen für Erwachsene. Ob dieses Märchen gut, schlecht oder überhaupt irgendwie ausgeht, bleibt in der Schwebe. Der Grusel auf Groppers fünftem Album ist real, nährt sich aus dem aktuellen Zeitgeschehen und schleicht sich vornehmlich von hinten an. Drei nacherzählte Albträume bilden das Grundgerüst, klingen aber erstmal alles andere als bedrohlich. Streicher- und Bläser-Arrangements verleihen “The Horror” ein besonnenes, verspieltes, mitunter sogar euphorisches Gesicht. Der Horror spannt sich erst in den Zwischenräumen auf, vorrangig in den Texten. I dont think I can relax here anyway/ With Nazi bitches speaking in my hood, klagt Gropper in “The Only Thing We Have To Fear”. Die Hood ist Mannheim, das Übel die Kundgebungen der AFD nicht weit von seinem Wohnort entfernt. Dass hier tatsächliche Ängste statt diffuse Träume aufgearbeitet werden, ist erfreulich und ungewöhnlich konkret zugleich. “The Horror” ist als Ganzes nicht unbedingt ein politisches Album, wohl aber das direkteste in Groppers Diskografie. Dazu gehören auch einige Überraschungen, so sind erstmals Feature-Gäste von Kat Frankie bis Crooner-Kollege Sam Vance-Law zu hören. Letzterer liest ein klassisches Grimm-Märchen vor, schließlich kommt ein Get-Well-Soon-Album nicht ohne Quellenrecherche, Theorieteil und Fachliteratur aus. Gropper selbst fungiert in erster Linie als Erzähler, der Geschichten weitergibt, die sich beim Waldspaziergang genauso passend anfühlen wie in der Philharmonie.
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