Oder als vom Teufel besessenes Kind, das sich in “Der Exorzist” genussvoll auf den Pater übergibt. Ghost treiben diesen Effekt auf die Spitze, indem sie ihn gleich zweimal umkehren. Da sind diese unheimlich kostümierten Bandmitglieder, fünf davon in langen Kapuzengewändern ohne Gesicht und ohne Namen, und der dämonische Frontmann Papa Emeritus II. Eine Art Skeletor im Papstkostüm, der an Kunstfiguren wie King Diamond oder Marilyn Manson erinnert. Nur dass er, als sei er sich der Würde des Amtes bewusst, keine exzessiv-provokante Bühnenshow benötigt, um einen unbehaglichen Effekt zu erzielen. Er steht einfach nur da und singt mit klarer und angenehmer Stimme zu Songs, die ganz in der Tradition des klassischen Hardrock und frühen Heavy Metal liegen. Hier kommt der zweite Twist des Ghost-Konzepts: In ihren Texten huldigen Emeritus und Co. nämlich Luzifer und seinen Spießgesellen, womit wir wieder beim simplen, aber effektiven Kniff der genannten Horrorfilme wären. Das alles würde aber nicht funktionieren, wenn die Songs auf dem zweiten Album der Schweden nicht wirklich exzellent wären: “Secular Haze” oder das Meisterwerk “Ghuleh” sind musikalisch auf dem Niveau der Vorbilder, ohne sich im Retro-Sound zu verlieren. Die wahre Subversion von Ghost besteht letztlich nicht darin, Classicrock-Fans mit albernen Satansbotschaften zu infiltrieren, sondern Hipstern und Blackmetal-Bübchen einen vermeintlich uncoolen Sound im verführerischen, weil gefährlich wirkenden Gesamtkunstwerk zu verkaufen.
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