Es gibt aber eine gute Geschichte zum guten Popalbum der Girls aus San Francisco. Frontmann Christopher Owens verbrachte die ersten 16 Jahre seines Lebens mit den Children Of God, einer Bande von vordergründig harmlosen Jesus-Hippies, die zusammen herumreisen und fröhliche Lieder singen. Weitgehend abgeschottet vom Rest der Welt musste er miterleben, wie seine Mutter zur Prostitution gezwungen wurde und sein älterer Bruder starb, weil die Sekte an alles glaubt, nur nicht an Medikamente. Also rannte Owens irgendwann irgendwohin weg, wurde erst Penner, dann Punk, traf den musikalischen Alles-und-Nichts-Könner JR White, gründete Girls und schrieb schließlich einen Hit nach dem anderen mit ihm. Wissen muss man das nicht, um ihr Album Album zu begreifen – schließlich sind dieses Jahr keine drei anderen Platten erschienen, die einen erst mit Instant-Coffee-Geschrammel begeistern, dann mit siebenminütigen Shoegaze-Lullabies einlullen, per LoFi-Boogie-Woogie verschaukeln und schließlich völlig umgekrempelt mit 12 Ohrwürmern im Ohr zu Hause abliefern. Die Geschichte hilft aber dabei, die Tiefe und Beseeltheit von Album zu begreifen, die Traurigkeit und die körperlich schmerzhafte Sehnsucht, die hinter diesen vordergründig harmlosen und fröhlichen Liedern mit ihren denkbar einfachen Poesiealbums-Texten stecken. Eigentlich klängen sie ganz ähnlich wie die Lieder der Children Of God, sagt Owens, ganz geborener Schnösel-Slacker-Rockstar, der auf Album nölt und lallt und hadert wie die Surferboy-Variante von Elvis Costello. Was im Klartext heißt, dass er hier um nicht weniger als sein Leben singt – als Hauptdarsteller einer Teenage-Symphony an alles und jeden. Außer Gott natürlich.
weitere Platten
Father, Son, Holy Ghost
VÖ: 09.09.2011
Broken Dreams Club
VÖ: 19.10.2010