Girls
Broken Dreams Club
Text: Daniel Gerhardt
Christopher Owens und JR White galten bisher verständlicherweise als Slacker, und ihre Musik wurde unverständlicherweise für leichtgewichtig gehalten. Man muss nämlich nur den todtraurigen Texten zuhören, die Owens auf dem Girls-Debüt Album singt, um zu verstehen, dass der Elvis-Costello- und Brian-Wilson-Powerpop seiner Band lediglich die Sicherheitsverpackung einer Musik ist, in der mehr Dämonen stecken als in einem 500-seitigen Fantasy-Schinken.
Oder man macht es sich einfach und kauft Broken Dreams Club, die bemerkenswert ausgeschlafene Nachfolge-EP, auf der sowohl Owens als auch Arrangeur und Produzent White den dritten, vierten und fünften Schritt vor dem zweiten machen, ohne auf die Fresse zu fliegen. Die Songs heißen nicht mehr Lust For Life oder Big Bad Mean Motherfucker, und sie klingen auch nicht mehr so: In Alright führt eine originalgetreu nachgebaute Feelies-Gitarre durch ein spektakuläres Intro, die Orgel aus The Oh So Protective One hätte Mitte der 60er auf jedes Bob-Dylan-Album gepasst, und Broken Dreams Club hat den Landstreicher-Country-Twang von Männern, die jeden Abend auf einen anderen Zug aufspringen. Super auch, wie mit Substance ein in seiner Blumigkeit schon sehr unverblümtes Drogenlied gegen radiofertige Softrock-Standards ausgespielt wird, bevor Carolina als achtminütiger Abschiedssong das alles noch mal zusammenfasst. Keine neue Richtung also für Girls, eher sechs in sechs Stücken. Für ihr zweites Album müssen sie sich nur noch die richtige aussuchen.
weitere Platten
Father, Son, Holy Ghost
VÖ: 09.09.2011
Album
VÖ: 13.11.2009