Glassing
From The Other Side Of The Mirror
Im Spannungsfeld zwischen Erhabenem und Abgrundtiefhässlichem, zwischen Wispern und entrücktem Kreischen, Post-Rock und Black Metal scheint “From The Other Side Of The Mirror” nichts Menschliches fremd zu sein. Frontmann Dustin Coffman hat die Songs des vierten Glassing-Albums je einer bestimmten Beziehung in seinem Leben gewidmet. “Nothing Touches You” etwa zeichnet mal mit schimmernden Post-Rock-Melodien, mal mit erdrückenden Riffs und verzerrtem Bass detailgetreu das emotionale Landunter unerwiderter Liebe nach.
Doch nirgendwo kommt das virtuose Wechselspiel aus Verletzlichkeit, Aggression und blanker Verzweiflung besser zum Tragen als in “Anything You Want”, das sich malstromartig um Coffmans Bass und Gesang herum aufbaut. Konnte man letzterem auf frühen Alben wie “Light And Death” noch eine gewisse Monotonie vorhalten, beeindruckt die Bandbreite von markerschütternden Schreien bis zu melodiösem, fast sakralem Halbgesang heute umso mehr.
Was “From The Other Side Of The Mirror” über bemerkenswerte Songs hinaus auszeichnet, ist aber vor allem die scheinbar mühelose Art, wie sie sich zu einem Album zusammenfügen. Das ist wie gemacht dafür, sich von der ersten Minute an darin zu verlieren und nebenbei einer der schönsten Form von Beziehung zu würdigen: Die zwischen sich und dem liebsten Paar Kopfhörern.
Das steckt drin: Converge, Holy Fawn, Rosetta
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