Unter glassing versteht man einen Angriff mit einem Glas, der meist mit Schnittwunden und jeder Menge Blut endet. Die gleichnamige Band greift das zum Glück nur metaphorisch auf und lässt es vor allem im Ohr klirren. Über die scheppernde Produktion, die klar ausdefinierte Frequenzräume mit Fettfingern verschmiert, lässt sich dabei auf jeden Fall streiten. Die Wucht und Brutalität, die das Trio in die Lücken zwischen Irgendwas-mit-Post und Blastbeats gießt, ist aber definitiv mitreißend. Bereits im Opener “When You Stare” werden Genre- Grenzen verwischt. Doomiger Horrorfilm-Ambient, Gitarren-Crescendos aus der Hölle, 90er-Screamo-Einwürfe, Blastbeats: Eigentlich ist nach sieben Minuten “Spotted Horse” alles gesagt. Alles weitere sind patente, aber stellenweise auch durch recht rumpeligen Sound schwer auszumachende Nuancen – der Found-Footage-Ambient von “Coven” etwa oder das verhältnismäßig ruhige Post-Rock-Versatzstück “A Good Death”, das in seinen taktisch eingesetzten Dissonanzen zeitweise in Richtung Noise ausbricht. “Bronze” wiederum ist für Glassing-Verhältnisse dann schon fast ein melodischer Exkurs in Sachen Post-Hardcore –natürlich ordentlich durch den Schlamm gezogen. Ein bisschen weniger davon hätte “Spotted Horse” aber gutgetan, denn so versinkt die ein oder andere Songwriting-Perle im Soundsumpf. Immerhin: Das leicht taumelige Gefühl, das “Spotted Horse” zurücklässt, ist im Vergleich zur namensgebenden Schlägertaktik positiv.
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