Glitter Wizard
Opera Villains
Text: Andreas Schiffmann
Nein, die Band aus der Nähe von San Francisco pendelt auf “Opera Villains” sozusagen ständig zwischen ihrer Nachbarschaft Haight-Ashbury und dem britischen Canterbury hin und her. Sie macht ihre Geschichtsstunde aber auch der Generation Mastodon-Vollbart schmackhaft, indem sie Jazz-Rock, Proto-Punk und ein wenig Glam mit gediegener Härte sowie postmoderner Ironie aufbohrt, die aber im Sinne von Spinal Tap eher gutgemeint ist. Die Mitglieder haben sich aberwitzige Pseudonyme und Images zugelegt, doch dahinter verbergen sich abgefeimte Zocker und Komponisten. Im Prog-Miniepos “Hall Of The Oyster King” lassen sie Jethro Tull wieder mit Black Sabbaths Tony Iommi auftreten wie einst im Rock And Roll Circus der Rolling Stones. Die wiederum klingen im ruppigen “Dead Mans Wax” an. Die Doom-Brocken “The Toxic Lady” und “Warm Blood” verbreiten bei aller Schwere Space-Rock-Flair der Marke Hawkwind, und sowohl während der kurzen Akustikeinlage “Fear Of The Dark” als auch der zarten Klavierballade “Rats” scheinen Jefferson Airplane aus Woodstock einzufliegen, um daran zu erinnern, das Psychedelic nie als unkonzentriertes Gedudel gedacht war. Das Quintett kommt bei aller Grellheit stets auf den Punkt, obwohl in nahezu jedem Song mehr passiert als auf ganzen Alben durchschnittlich begabter Neo-Hippies. Unterm Strich ist das angenehm anti-intellektuelle Nerd-Mucke von echten Liebhabern, die hoffentlich nicht als weiterer identitätsloser Retro-Act abgetan wird.