Wobei das mit der Albumlänge relativiert werden muss: “Looking Through The Shades” kommt auf 14 Songs in 21 Minuten. Wer das als Anzeichen für die ungestüme Punk-Energie der alten Title Fight deutet, wird enttäuscht. Glitterer sind im Kern immer noch das Ein-Mann-Projekt von Russin, der aus kleinen Songideen kurze Songs macht. Im Vergleich zu den EPs haben aber ein paar mehr Leute im elterlichen Keller mitgeholfen, etwa sein Bruder und Title-Fight-Kollege Ben, der den Drum-Computer ersetzt, aber wie einer spielt. Das führt dazu, dass Glitterer nun weniger nach elektronischem New Wave klingen und in ihren Songs hin und wieder die Zwei-Minuten-Marke überschreiten. Da Russin ihnen dennoch selten mehr als eine Strophe, einen Refrain und einen C-Teil gönnt, klingt “Looking Through The Shades” wie ein gut arrangiertes Medley, in dem es im Minutentakt Neues zu entdecken gibt. Das ist irgendwo zwischen dem Shoegaze des immer noch aktuellen Title-Fight-Albums “Hyperview” und Heimcomputer-Indie zu verorten. Die 80er scheinen nach wie vor durch, etwa in der verhallten Single “Destiny” (inklusive Kopfstimme) oder in den funkelnden Synthesizern von “1001”. Das Zwischenstück “Of More Being” legt zudem nahe, dass Russin großer Fan von Beach House ist. In “Again” nutzt er die Keyboards hingegen wie die Get Up Kids, was Glitterer in Kombination mit den direkten, selbstoffenbarenden Texten einen herrlich naiven Emo-Charme gibt. “Anxious Eyes” geht noch einen Schritt weiter Richtung Hardcore, wenn auch in einer Spieluhrversion.