Die Stücke dauern mal zehn, mal zwanzig Minuten: Sphärische, gedehnte Breakbeats, knarrende Bässe, Jazz-Piano. Vorbilder sollen Marvin Gaye, Public Enemy und Pat Matheny gewesen sein. Im Gesamtdurchlauf erinnert es an alte Fusion-Platten aus den 70ies, wie Lenny White programmiert Goldie die Schlagzeugsoli. Konzept-Disco mit Ausformungen, die an “Bilder einer Ausstellung” in der Fassung von Emerson, Lake & Palmer erinnern. Wer möchte das hören? Nur soviel: Wenn Techno die Pop-Musik der 90er ist, dann könnte “Timeless” eine Art “Dark Side Of The Moon” für Raver sein. Klingt erstmal scheußlich, aber warten wir`s ab. Der Titeltrack ist eine Montage aus dem 70s-Exploitation-Harlem-Film “Trouble Man”, zu dem Marvin Gaye die Musik geschrieben hatte. Bei Goldie wird daraus eine Elegie, kriechender Jungle-Blues, nur ab und an schnurrt eine Soul-Sängerin durch die Blaupausen im Beat. Je tiefer sich die Schichten im Hirn ablagern, desto banger wird einem. Denn das Doppel-Album, mit dem Goldie nach ein paar Mixen und Graffitis, die er in Wolverhamptoner Eisenbahntunneln gesprayt hat, debütiert, ist tatsächlich die Nachtseite – nicht nur der Clubs.
weitere Platten
Timeless (Platten der Neunziger)
VÖ: 19.09.1995