Hier singt ein gefallener Engel. Robin Bennett hatte es eigentlich schon geschafft: Plattenvertrag bei der Großindustrie, Aufnahmen an der Abbey Road. Doch plötzlich gefiel den Produktmanagern die Musik seiner Band Goldrush nicht mehr. Ungeduscht, gedroppt und ausgebuht: Die Band stand auf der Straße. Statt sich einer Fast Food-Kette anzudienen, zog Bennett mit seinen Freunden zurück ins heimische Oxford, gründete ein eigenes Label (nebst angeschlossenem Festival) und schrieb weiter Lieder. Und nun gibt es “Ozona”, ein Album, das die neuen Songs und die besten Aufnahmen der Abbey Road-Sessions zusammenbringt. Ein gewagtes Konzept: Einige Songs lachen der Sonne entgegen, andere zieht es in den Keller. Die Einheit wahrt Robin Bennett. Er singt heiser, stets ganz nah am Mikro, und sucht die großen Harmonien. Wie sich der Melancholiker beim zunächst einsilbigen, später betörenden “Let You Down” selber geißelt, ist von atemberaubender Qualität. Erstaunlich, wie selbstverständlich typische Goldrush-Song wie “All The Faces” oder “Wait For The Wheels” im Laufe ihrer perfekten vier Minuten nach und nach schönste Blüten zeigen. Das sind im Grunde spröde arrangierte und produzierte Stücke, doch mit jeder Reibung steigt die Energie. Zum Beispiel, wenn beim “Counting Song” am Ende das Feedback brilliert oder “Come On, Come On” holprig und leicht übersteuert daherstampft, so dass laut wirkt, was eigentlich gar nicht laut ist. Natürlich standen bei diesen Ideen die Flaming Lips und deren begnadeter Sänger Wayne Coyne Pate. Auch er ein Engel – mehrmals gefallen und nur noch glorreicher wieder aufgestanden. Ein gutes Vorbild für Goldrush, die mit diesem Zwitter-Album ganz unverhofft die bislang schönste Regenbogenplatte des Jahres vorlegen: Sonne, Regen, Farben – und wir mittendrin: fasziniert und voller Hoffnung. Wundervolle Nachricht zum Schluss: Zurzeit arbeiten Goldrush am Comeback-Album des ehemaligen Ride-Sängers Mark Gardener.
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The Heart Is The Place
VÖ: 12.01.2007