Wo fängt es an und wo hört es auf? Gemeinhin ist eine Frage kein guter Einstieg, denn die Leserinnen und Leser erwarten Antworten und keine Selbstfindung des Autors. Doch das neue Album des nordwestenglischen Quintetts, das noch immer in Urbesetzung musiziert, erzeugt nun einmal Fragen und eben keine Antworten. Böswillig könnte nach der Daseinsberechtigung und dem kulturellen Mehrwert gefragt werden, denn Neues wird hier keineswegs geschaffen. Vielmehr ist der Versuch einer Collage oder, gehässig, eines schmerzhaft misslungenen Spagats unternommen worden. Bluesbläser in einem Wohlfühlsommersong, der das Casting für die neue Langnese-Werbung nicht geschafft hat und allenfalls fürs Grillen am Rhein-Herne-Kanal taugt; Afro-Beats, die keine Weltmusik sind, sondern der Mottosong zum Eine-Welt-Stadtteilfest in Wolfsburg oder Leverkusen; Elektrobeats, die nicht nach den frühen 80ern klingen, sondern nach der Eröffnung einer neuen C&A-Filiale – so lässt sich der bescheidene Mikrokosmos dieses Albums trefflich beschreiben. Da helfen auch fragwürdige musikalische Referenzen wie Luke Steele (Empire Of The Sun) oder Sam Farrar (Phantom Planet) nicht weiter. Was der Platte fehlt sind Ruhe und Seele. Denn vieles wird angefangen und nichts zu Ende gebracht. So entsteht keine Identität, sondern ein Eindruck von wirscher Rastlosigkeit. Es fehlt der große Wurf, das Topos. Und wenn Sänger Tom Gray von diesem Album als Befreiung spricht, möchte ich nicht wissen, wie sich Gefangenschaft anhört.
weitere Platten
A New Tide
VÖ: 03.04.2009
Split The Difference
VÖ: 17.05.2004
In Our Gun
VÖ: 18.03.2002
Liquid Skin
VÖ: 01.01.1999