Kaum vorstellbar nämlich, dass ein kreativer Prozess aufregender, freier und unbekümmerter sein kann denn als Mastermind der Gorillaz. Nach den gigantischen Erfolgen der ersten beiden Platten konnte Albarn dieses Album zusammenstellen wie ein Verfressener seinen ersten Teller an einem unendlich langen Buffet. Die coolste Sprechstimme des Planeten zum Einstieg? Hello, Snoop Dogg. Dann ein kleiner Clash of Cultures? Konfrontieren wir den Grime-Rapper Kano mit dem National Orchestra For Arabic Music. Und gibt es an einer Stelle einen Refrain für eine hohe Stimme zu vergeben? Bobby Womack ist in der Leitung. Wer Damon Albarn Böses will, darf ihm vorwerfen, dass die Gästeliste für “Plastic Beach” zwar üppig aber effektheischend ist. Lou Reed und Mark E. Smith, Mick Jones und Paul Simonon, hier zum ersten Mal nach dem Ende von The Clash wieder zusammen in einem Stück zu hören. Wow!, soll der Plattenkäufer sagen und zugreifen. Na und?, wäre die angemessene Reaktion, denn so manches, was spannend klingt, verpufft dann doch sehr schnell. Schuld daran ist allein Damon Albarn, denn der hat seine Trademark-Songs mittlerweile so perfektioniert, dass sie spielend alle anderen Tracks überstrahlen. Wie schön traurig, lethargisch, melancholisch seine Stimme klingt – “Rhinestone Eyes” und “Empire Ants” sind schon exzellent. Das Herz dieser Platte pocht im Verlauf von “On Melancholy Hill”, dem auch Ähnlichkeiten zu billigstem 80er-Keyboardpop und Vocoder-Effekte nichts von seiner Brillanz rauben können. Das wird ohne Frage einer der Songs des Jahres. Aber ist er auf einem der Alben des Jahres? Eher nicht.
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