Im Gegensatz zu introspektiven Gitarren-Kolleginnen wie Phoebe Bridgers oder Soccer Mommy sucht Grace Koon ihr Heil nicht im Pop. Auch wenn das Intro aus reduzierten Akkorden und Koons Stimme, die die Zeile “I’ll find a way” wiederholt, anderes vermuten lässt: Sie findet einen Weg und taucht kurz danach kopfüber in den Grunge und Alternative Rock der 90er ein. Das folgende “Put It On Me” zeigt die Band von ihrer aufregendsten Seite: Wenn Punkrock auf Alternative Metal trifft, ist das zwar nichts grundlegend Neues, hebt Grace Vonderkuhn aber von anderen Indierock-Bands ab. Mit den Großen des Genres schafft das Trio mit dem Ohrwurm “To The Top” postwendend den Schulterschluss. Etwa zu Mando Diao, deren Garagen-Rock’n’Roll auf “Deep End” zitiert wird. Auf den letzten Songs von “Pleasure Pain”, insbesondere dem abschließenden “Illuminate”, scheinen hingegen die Mitt-90er-Großtaten von Dolores ORiordan und den Cranberries durch. Die musikalischen Referenzen stimmen also, und auch die Idee, die “Wellen des Lebens zu reiten”, wie es Koon selbst ausdrückt, schlägt sich in der Dynamik der Platte nieder. Die bricht immer wieder mit massiven Gitarren und peitschenden Drums aus, wodurch Koons Selbstreflexion auch auf Albumlänge abwechslungsreich bleibt – zumindest für alle, die sich an 90er-Retrorock erfreuen.
weitere Platten
Reveries
VÖ: 16.03.2018
Grace Vonderkuhn (EP)
VÖ: 27.02.2015