Schon der Opener Universe Next Door trennt seine mit Delay und Hall getränkten Gitarrenlinien mit viel Fingerfertigkeit auf, nur um sie im Refrain wieder zu einem druckvollen Strang zusammenzuknoten. Sänger Pascal Schulz erinnert mit seiner Performance an eine Version von Dredgs Gavin Hayes mit leichtem Akzent oder an Christoph Hessler von The Intersphere – wenn auch nicht mit einem ganz so großen stimmlichen Varianzumfang. Das ist nicht weiter tragisch, denn allzu viel Abwechslung haben Gran Noir dem Soundbild des Nachfolgers zu “Alibi” ohnehin nicht verpasst. Dafür setzt die Band lieber auf einen kompakten, ausgewogen produzierten Klang und einen klar definierten roten Faden, den in erster Linie Schulz zusammen mit den mal wuchtig durch die Mitte brechenden, mal luftig schwebenden Gitarren spinnt. Zu den Highlights der Platte gehören allerdings eher die wenigen, aber deutlichen Ausbrecher. Beispielsweise “Sydney Calling”, das sich über seinen rhythmisch pulsierenden, schräg getakteten Basslauf definiert und in dem Schulz sich zur Abwechslung an kratzigem Gesang versucht, das punkige “Walking Dead” oder der zurückgefahrene, Twang-verliebte “Closer Oaxaca”, der die Platte ruhig ausklingen lässt. Dazwischen findet sich allerdings zu viel Mittelmaß und Füllmaterial, um “Electric Eyes” uneingeschränkt empfehlen zu können. Wem Gavin Hayes’ Stimmfarbe fehlt, der findet vielleicht eine kleine Dosis Methadon in Gestalt dieses schweizerisch-deutschen Kooperationsprojekts.
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Alibi
VÖ: 16.04.2013