Den Rock’n’Roll haben Skandinavier ja kaum weniger verinnerlicht als die vermeintlichen Erfinder aus Großbritannien. Ihr Bonus ist, dass sie sich nicht so verdammt ernstnehmen beim Posen und Klischee-Erfüllen. Bei Grand Island scheint – ganz ohne Parodie-Tendenz – eine gewisse Selbstironie zum Konzept zu gehören. Ohne Zweifel haben hier nicht verwöhnte Major-A&Rs das Checkbuch gezückt, weil ein paar junge Typen wissen, wie man eine Strubbelfrisur fabriziert. Dies ist das Debüt einer tollen Band (übrigens nicht zu verwechseln mit der lahmen Indierock-Boygroup The Grand Island aus Boston), die Musik um der Musik willen macht. Leicht überdreht, aber immer in der Spur, rocken die fünf Osloer mit viel Verve und Vibe quer durch alle Sträucher. Hardsoul-Bluegrass-Disco nennen sie ihre respektlose, aber immer liebevolle Mischung aus allem, was guter Rock zu bieten hat. Disco passt nicht wirklich, und Bluegrass findet sich gerade mal in der augenzwinkernden Speed-Attacke “ And Then I Still Said Yes To Sin” oder den schüchtern aufblitzenden Banjo-Klängen beim Kracher “Them Lucky Boys”. Na ja, und Hardsoul muss sich jeder selbst definieren. Seele hat das unbestreitbar, aber abgesehen vom inbrünstig schwelgenden Gesang ist sie aus Fels, wenn auch aus einem biegsamen. Was Grand Island auch noch gut können: Aha-Effekte auslösen und ein Zuhause-Gefühl vermitteln. So ist nicht nur “Vanity” ein verdammter Hit, der einem ungemein vertraut vorkommt, aber eben doch kein Cover ist.